Der Beitrag ist vom 23. September 2018 und wurde auf diesen Blog übertragen
Gestern, am 22.09.2018, mussten wir leider unseren Lumpi “gehen” lassen. Es ist so unsagbar schwer, solche Entscheidungen zu treffen.
Vor 7 Jahren und 11 Tagen kam er zu uns. Vorher hatte er sicherlich kein gutes Leben. – Durch Zufall erfuhren wir damals davon, dass jemand aus dem Nachbarhaus den Kater aus der 2. Etage über den Balkon “entsorgt” hatte. Sofort machten wir uns auf die Suche nach ihm, konnten ihn zwar hin und wieder entdecken, aber von anfassen oder das er zu uns kam, keine Rede. Jeden Tag machten wir uns auf die Suche nach ihm und stellten im Garten Futter hin, in der Hoffnung, dass er es fraß.
Etwa 6 Wochen vergingen, keine Chance, dass er sich anfassen lies, er war scheu und ängstlich. Am 11. September 2011 klappte es dann aber doch. Meine Tochter kam gerade mit der Bahn nach Hause, rief mich über Handy an und und sagte: “Er ist wieder da”. Schnell warf ich ihr einen Beutel Futter vom Balkon runter, sodass sie ihn mit Nahrung locken konnte. An diesem Tag kam er sogar direkt zum Futterplatz. Schnell packte sie ihn und brachte ihn hinauf in unsere Wohnung. Omg, … er hat vor lauter Angst nur gejault.
In unserer Wohnung angekommen, haben wir ihn erst einmal gefüttert. Er fraß auch sofort, wir hatten auch den Eindruck, dass er total ausgehungert war. Anschließend versuchten wir es ihm so gemütlich wie möglich zu machen. Nach wie vor war er scheu, lies sich aber nach relativ kurzer Zeit streicheln und wurde im Laufe der darauffolgenden Tage auch immer zutraulicher. Alle Utensilien, die es für die Versorgung einer Katze braucht, hatte ich bereits besorgt, da wir ja fest entschlossen waren, ihn einzufangen.
Da ich mir nicht sicher war, ob wir ihn einfach behalten konnten, habe ich anschließend direkt eine Katzenschutz-Organisation eingeschaltet. Nachdem er eine Grunduntersuchung beim Tierarzt erhalten hatte, kam erst einmal ein kleiner Schock. Nun ja, mit unserem Lumpi hatten wir uns gleichzeitig auch ein ganzes Heer Katzenflöhe ins Haus geholt. Aber das war eigentlich auch egal, wurde halt die Wohnung einmal auf den Kopf gestellt und eine regelrechte Grundreinigung gemacht. Es gibt Schlimmeres als das, denke ich.
Wir hatten so viel Freude an unserem Lumpi und 2 Jahre später kam dann unsere Lilly dazu, auch eine ganz arme Maus, denn sie sollte ausgesetzt werden, wenn sich niemand fand, der sie aufnahm. Über drei Ecken kam sie dann zu uns. – Meine Güte, ich denke oft, was sind das nur für Menschen, die so mit Tieren umgehen? Ich kann so etwas einfach nicht nachvollziehen und auch nicht verstehen.
Anfangs war es schwierig mit den beiden, es hat schon eine ganze Weile gedauert, bis unser Lumpi die Lilly akzeptiert hatte. Dazu kam auch noch, dass Lilly wesentlich kleiner als unser Kater war, schmal und schmächtig war sie, als sie bei uns eintraf.

Wir hatten so viel Freude an den beiden. Am letzten Donnerstag fing es an, dass er kaum etwas fraß, Freitags hatte er über den ganzen Tag das Futter verweigert. Nun, zunächst habe ich mir dabei nichts gedacht, weil er immer mal Tage dazwischen hatte, wo er wenig oder gar nichts gefressen hatte. Freitagnacht verschlechterte sich sein Zustand aber so sehr, dass er nicht mal mehr trinken konnte. Immer wieder haben wir versucht, ihm mit einer Spritze Wasser ins Mäulchen zu geben – aber alles vergeblich. Am Morgen sind wir dann direkt zum Tierarzt gefahren, zu dem Zeitpunkt konnte er sich schon nicht mehr auf den Beinen halten. Dann die Schreckensnachricht, dass er nicht mehr geheilt werden konnte. Es wäre noch eine Möglichkeit gewesen, ihn für ein paar Tage künstlich zu ernähren und mit Antibiotikum zu behandeln, aber die Tierärztin sagte, dass dies sicherlich auch in einer Woche kein anderes Ergebnis bringen würde. So entschlossen wir uns zu dem schweren Schritt, ihn von seinem Leid zu erlösen, da wir ihm das nicht länger zumuten wollten.
Wir alle sind so unsagbar traurig, es ist kein leichter Schritt, solche Entscheidungen zu treffen – auf der anderen Seite denke ich, so hat er noch ein paar schöne Jahre gehabt, ohne dass er Angst vor irgendetwas haben musste. Aber es ist schwer … Auch unsere Lilly ist derzeit ziemlich verstört, sie versteht wahrscheinlich nicht, warum der Lumpi nun nicht mehr da ist …
Beide Tiere haben viel Schlimmes erlebt, bevor sie zu uns kamen, von daher mein Appell an alle Personen: Wer sich dazu entschließt, ein Tier aufzunehmen, dem sollte wirklich bewusst sein, dass man dies macht bis ans Lebensende der Tiere. Es kann nicht angehen, wenn man in Urlaub will, oder keine Lust mehr hat, sich um die Tiere zu kümmern, sie einfach auszusetzen oder zu entsorgen.
Jeder, der ein Tier bei sich aufnimmt, sollte sich darüber im Klaren sein und soviel Verantwortungsgefühl besitzen, dass er die Tiere ordentlich versorgt und sie respektvoll behandelt. – Die Tiere geben einem so viel Schönes, sie haben es nicht verdient, dass man sich ihrer entledigt, nur weil sie vielleicht mehr Geld kosten, als gedacht, oder wenn sie unbequem werden …
Ob wir wieder eine zweite Katze haben werden, das weiß ich im Moment noch nicht – es wird sich mit der Zeit ergeben … – noch ist alles zu frisch. Auf der anderen Seite, … es wird sicher irgendwann wieder eine Katze oder ein Kater unseren Weg kreuzen, der/die vielleicht dringend eine neue Bleibe benötigt … wir werden sehen!
Mach’s gut, kleiner Lumpi – du hast uns so viel Freude bereitet!