(Rechts, fast in der Mitte auf dem Foto, das ist übrigens Orca-Baby “Wilson”)
10 Tage Tarifa - Auszug aus dem Buch, Kapitel: Tag 6
Als ich in der Früh auf die Dachterrasse ging, schlug mir schon eine komische Luft entgegen. Es war absolute Windstille und bereits um sieben Uhr morgens war es sehr, sehr drückend. Auf dem Festland kam ein bisschen die Sonne durch, aber die „Straße von Gibraltar“ lag unter einer Dunstglocke.
Nach dem Frühstück ging es direkt hinunter in den Ort, ein bisschen bummeln und gegen halb elf machte ich mich erneut auf den Weg zum Büro von firmm.
Für 11:00 Uhr war an diesem Tag die Ausfahrt geplant und als ich dort ankam, erfuhr ich, dass sie mit beiden Booten gleichzeitig hinausfahren wollten, da sich das Wetter kaum gebessert hatte und es für die kommenden Tage auch fraglich war, ob sie überhaupt rausfahren konnten. Aber das Wetter hatte sich zumindest so weit gebessert, dass wir an diesem Tag starten konnten. Im Vergleich zu den bisherigen Ausfahrten merkte man schon sehr bald den Wetterunterschied zu den vorangegangenen Tagen. Nachdem wir den Hafenbereich verlassen hatten und in Richtung Atlantik steuerten, hing eine richtig dicke, dunkle Wolkendecke über uns, die nichts Gutes ahnen ließ.
Unser Skipper gab richtig Gas und als das zweite Boot von firmm hinter uns auftauchte, fand erst einmal ein kleines Rennen unter den beiden firmm-Booten statt. Das ältere Boot war aber deutlich schneller und so hängten sie uns auch recht schnell ab und entfernten sich immer weiter von uns, bis es dann letztendlich ganz aus unserem Blick verschwand.
Nach etwa einer Dreiviertelstunde erreichten wir die Fischer und auch unser anderes Boot war dort längst angekommen. Der Motor wurde abgestellt und dann warteten wir …
Noch waren keine Orcas zu sehen, die Fischer beobachteten ihre Langleinen und wir hielten Ausschau nach den Orcas. Nichts passierte …
Es war mucksmäuschenstill auf unserem Boot, alle schauten umher, ob sich einer der Killerwale zeigen würde. Es dauerte eine ganze Weile, aber dann, plötzlich war der erste Orca da. Was für ein Prachtkerl! Es war der ältere Orca-Bulle aus dem Familienverband, den wir ja schon kannten. Er steuerte bereits geradewegs auf eines der Boote zu. Auf dem Fischerboot, welches er im Visier hatte, wurde es jetzt richtig hektisch, da ein Thunfisch angebissen hatte.
An diesem Tag hatten die Fischer viel Pech, ein Thunfisch nach dem anderen wurde von den Orcas gefressen. Es war immer das gleiche Szenario und es kam letztendlich immer nur darauf an, wer von beiden Parteien der schnellere war oder die bessere Position hatte – jedes Mal!
Wir alle fieberten mit den Fischern und wenn es ihnen mal gelang, dass sie einen Thunfisch an Bord bekamen, freuten wir uns mit ihnen. Diese Atmosphäre, die in solchen Momenten herrschte, lässt sich schwer in Worten beschreiben – man muss das wirklich selbst einmal erlebt haben, welche Spannung sich da aufbaut.
Auch Orca-Baby „Wilson“ war wieder anwesend. Wir konnten an diesem Tag gut beobachten, wie die Elterntiere versuchten, ihrem Sprössling das Fressen beizubringen. Aber Wilson konnte nichts damit anfangen. Immer wieder versuchten sie, ihn zum Fressen zu animieren, indem sie ihm die Thunfischstücke vor die Nase hielten – aber Klein-Wilson wollte einfach nicht. Wie uns die Mitarbeiter von firmm sagten, wird er wohl immer noch gesäugt und das Fressen muss er erst noch lernen. Erstaunlich war dabei, dass selbst die Orca-Männchen sich an diesen Fütterungsversuchen beteiligten, was sonst eher nicht üblich ist.
Die Zeit drängte, wir mussten leider zurück, denn das Wetter wurde immer schlechter und wir hatten noch eine lange Rückfahrt vor uns. Hin und wieder sahen wir auf dem Heimweg noch ein paar kleine Delfingruppen, die uns rechts und links vom Boot ein wenig des Weges begleiteten.
Kurz hielten wir an, die Delfine kamen teilweise zum Boot, schwammen auch unter dem Boot her, aber schon bald ging es weiter, am Himmel braute sich regelrecht etwas zusammen.
Plötzlich hielt das Boot dann doch noch mal ganz kurz an. Wir alle suchten die Wasseroberfläche ab, sahen aber nichts, bis Katharina Heyer uns auf eine Flosse aufmerksam machte, die etwas aus dem Wasser herausragte. Wer Mondfische kennt, weiß, wie groß sie sind – wir aber bekamen nur die oberste Spitze der Rückenflosse zu sehen, der restliche Körper blieb uns verwehrt. Er war zudem auch zu weit weg, als das man im Wasser etwas hätte erkennen können. Schade, einen Mondfisch in seiner gigantischen Größe würde ich auch zu gerne mal aus der Nähe sehen.
Mehr von meiner Reise, wie auch die ganzen Fotos, findest du in meinem Buch:
Reise-Tagebuch: "10 Tage Tarifa" - Klappentext
Reisetagebuch über Whale-Watching-Touren an der Costa de la Luz (Andalusien / Spanien)
Delfin- und Walfreunde kommen in der „Straße von Gibraltar“ ganz bestimmt auf Ihre Kosten! Pottwale, Finnwale, Grindwale und auch mehrere Delfinarten, wie z.B. die Orcas, können dort zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten angetroffen werden. Manche der genannten Tiere leben das ganze Jahr dort, andere wiederum passieren zu bestimmten Jahreszeiten nur die Straße von Gibraltar, wie die Orcas und Pottwale.
In diesem kleinen Urlaubs-Reisebericht geht es in erster Linie um die Whale-Watching-Touren, welche die Autorin in Tarifa erlebt hat. Angereichert mit zahlreichen Farbfotos schildert Elisabeth Mecklenburg die Erlebnisse und Eindrücke ihres Abenteuers. Abgerundet wird der Bericht mit allgemeinen kurzen Informationen zu Land und Leuten.
An der Küste Andalusiens (Costa de la Luz) gibt es neben den faszinierenden Meeressäugern auch an Land einiges zu entdecken! Das Hinterland von Tarifa, wie auch dieser kleine, wunderschöne Ort selbst mit seiner verträumten Altstadt, warten nur darauf, entdeckt zu werden. Zudem ist Tarifa auch weltweit bekannt für seine tollen Surfer-Strände – starken Wind gibt es hier mehr als genug.
Die Autorin lädt Sie ein, an dieser erlebnisreichen Reise teilzuhaben – ein traumhaftes Stückchen Erde ein wenig kennen und vielleicht auch lieben zu lernen.